„Busfahrplan passt nicht zum Zug"

Leserbrief zum Bericht „Eltern kritisieren Schulweg" in der RHEINPFALZ vom 8. Oktober.

Man muss es dem Landrat hoch anrechnen, sich dem zu erwartenden Widerstand der betroffenen Schüler und Eltern zu stellen. Oder ahnte er nicht, was auf ihn zukommt? Vor ein paar Jahren scheiterte der letzte Versuch aufgrund von Verfahrensfehlern kläglich, die Schüler vom Bus auf die Bahn zu bugsieren. Da sind nun viele Eltern davon ausgegangen, dass der Verwaltung ein solcher Faux Pas kein zweites Mal unterlaufen würde.Weit gefehlt! Unabhängig davon, dass Herr Heilmann vom SPNV mit keiner einzigen Zahl (außer „5 Minuten Wartezeit am Bahnhof Wörth“) aufwarten konnte und somit denkbar schlecht für solch einen Termin vorbereitet war, zeigt der neue Vorstoß zwei gravierende und unüberbrückbare Mängel auf, die die Verantwortlichen dazu bringen müssten, das Konzept wieder ad acta zu legen.

 

1. Wenn der Zug sich morgens aus Lauterbourg kommend dem Bahnhof Berg nähert, schließen sich die Schranken noch vor Einfahrt in den Bahnhof, und sie gehen erst wieder auf, nachdem der Zug durchgefahren ist. Das bedeutet, dass der Bus bei nur leichter Verspätung (und das ist nie völlig auszuschließen) vor einer geschlossenen Schranke stehen wird und den Zug vorbeifahren sieht, für den er eigentlich die Kinder in Neuburg einsammeln sollte. Dann muss also der Zug etwa 10 Minuten in Neuburg warten (5 Minuten theoretischer Vorsprung des Busses geht an der geschlossenen Bahnschranke verloren, und die kalkulierten 5 Minuten Fahrtzeit auf der schmalen Straße nach Neuburg sind für einen Bus (vielleicht sogar Gliederbus!) nur mit rasantem Fahrstil zu bewältigen. Von Wendemanövern und Zu-/Ausstiegszeiten der Schüler in Neuburg ganz abgesehen. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass diese Möglichkeit respektive das Vorhandensein einer Bahnschranke in Berg planerisch völlig vergessen wurde.

2. Anstatt der derzeitigen Ankunft des Busses um 7.55 Uhr direkt zwischen Gymnasium und IGS Wörth soll nun der Zug die Kinder (ebenfalls um 7.55 Uhr) an der Haltestelle Mozartstraße entlassen, 700 beziehungsweise 800 Meter von den beiden Schulen entfernt. Dazwischen liegt ein normaler Fußgängerweg nebst zwei bis drei Straßenquerungen, der einen Pulk von 140 Schülern aufnehmen muss. Unabhängig von den damit verbundenen Risiken für die Kinder werden sie bestenfalls „kurz vor knapp“ und außer Atem in die Klassenzimmer stürmen und dort unter Umständen direkt eine Mathearbeit beginnen. Wer im Pulk weiter hinten geht, hat keine Chance, den regulären Unterrichtsbeginn mitzuerleben. Wenn man dieses Szenario noch etwas genauer durchdenkt, dann kommt man zu dem zwingenden Schluss, dass die Ankunftszeit des Zuges an der Mozartstraße um 5 bis 10 Minuten vorverlegt werden muss, sonst geht das gar nicht.

Der Standpunkt der Schulen (die übrigens erst im Laufe dieser Woche offiziell informiert werden), ist klar: Wie die Kinder zur Schule kommen, ist ihnen egal, aber dass sie rechtzeitig und arbeitsfähig zum Unterrichtsbeginn in den Klassenzimmern sitzen müssen, ist eine MUSS-Anforderung. Hier besteht eine klare rechtliche Regelung, die durch geänderte Transportüberlegungen nicht ausgehebelt werden kann.

Landrat Brechtel ist dies sicher bewusst, und so wird er auch letztlich uns Eltern und den Kindern zur Seite stehen und mithelfen, die Überlegungen des SPNV und der anderen Beteiligten vom Tisch zu bringen. Das ist seine Aufgabe, und die Kostenersparnis wird ja auch seinerseits nur als Mitnahmeeffekt tituliert.

Aber noch können wir Eltern wohl nicht entspannt sein …
Dietlev Bartels, Lauterbourg

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Freitag, den 10. Oktober 2014