Lotsendienst für Liebhaberstücke

Scheibenhardt: Oldtimerrallye Histo-Monte fährt durch die Südpfalz

oltimerrally_klEin Blick in die RHEINPFALZ genügte Norbert Meyerer, um Zuhause in Wörth alles stehen und liegen zu lassen: „Sogar meine Frau, die muss jetzt auf mich warten!“. Was ihn derart in Bewegung versetzen konnte, tuckert, fährt und rauscht nun in Scheibenhardt als Oldtimerrallye Histo-Monte mit Ziel Monte Carlo im Fünf-Minuten-Takt an ihm vorbei. Mit ihm haben sich zur Mittagszeit auf und bei der Lauterbrücke ein gutes Dutzend weiterer Automobil-Enthusiasten versammelt. Gleich mit den beiden ersten Autos steigt die Erregung: Sensationell, ein Käfer verfolgt den führenden Porsche. Freudig wird gewunken und sich per Lichthupe bedankt. „Ich habe mir extra die Herrschaften in den Wagen angeschaut, denen muss ganz schön kalt sein“, analysiert Meyerer mit warmem Herzen.
Seine Leidenschaft für motorbetriebene Liebhaberstücke ist groß, er hat sich zwei alte Deutz-Traktoren hergerichtet und fährt regelmäßig zu Oldtimertreffen. Sein Pkw-Traum wäre ein NSU TTS, derweil ein Opel Ascona und ein Volvo die Brücke passieren.„Wir fahren einen Smart“, lacht ein paar Meter weiter das Ehepaar Jarczewski aus Hatzenbühl. Gerade wird von ihnen ein Opel Kadett GSI Instand gesetzt, noch in diesem Jahr soll er die Straße sehen. Die Vorteile geschmeidiger Parkplatzsuche und eines pflegeleichten Wendekreises werde das Prachtstück zwar nicht aufwiegen können, aber man könne bei diesem „noch die Technik sehen, die verbaut worden ist. Die alten Autos waren ganz einfacher robuster!“ Exakt diese Eigenschaft wird an diesem Tag auch den Neugierigen abgefordert. Die Kälte ist zwar trocken, aber der Wind frostig. Alles in allem für die Männer ein weiterer Beleg dafür, dass im Wettbewerb der wichtigsten Erfindung der Menschheitsgeschichte allenfalls noch die Sportschau mit der lange Unterhose konkurrieren kann. Dennoch ist die Stimmung gut, vor allem bei Roland Börkel und den Oldtimerfreunden Ottersheim. Geistesgegenwärtig übernehmen sie an der Kreuzung über die Lauter die Rolle von Verkehrslotsen, da einzelne Teilnehmer immer wieder der Vorfahrtstraße folgen und nach Neulauterburg fahren wollen. Offenbar wird nach Karte und nicht nach Navigationsgerät gefahren. Jetzt muss diese gute alte Kunst nur noch beherrscht werden. Ein Mercedes kommt, ihm folgt ein Porsche. Engagiert diskutieren die Oldtimerfreunde über dessen Typ. Die 356 genügt nicht, erst ein „a“ beendet die Fachsimpelei. Am Gitter der Kühlung sei es doch klar zu erkennen, das Herrenquartett quittiert mit routiniertem Nicken. Etwas abseits stehen ihre Ehefrauen, weder ihre Blicke noch die Schwätzcheninhalte sind auf die Motoren und Karosserien aus fünf Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte gerichtet. Nase rümpfen ist allerdings nicht angebracht. So hat Börkel einmal seinen alten DKW beim TV vorgefahren, um den -Wert des Zweitakters ermitteln zu lassen. „Besser als alle modernen Motoren mit Katalysator“, habe er gesagt bekommen. Überhaupt röchen die Abgase alter Autos nur wegen der Ölverbrennung so streng. Aber was heißt hier streng? Bei Norbert Meyerer lösen die blauen Schwaden ganz andere Emotionen aus: „Wissen Sie, manche Autos riechen wie ein gutes Parfüm. Wenn mich jetzt einer fragen würde, dann würde ich sofort in eines einsteigen“. Sollte er tatsächlich noch eine solche Einladung bekommen haben, dann dürfte seine Frau in Wörth wohl recht lange auf ihn gewartet haben. (madr)

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Freitag, den 06. Februarr 2015

Den Originalartikel finden Sie hier.