Himmlische Höhen und teuflische Tiefen

Scheibenhardt: „Lauterpfludde“ locken mit mehr als vierstündiger närrischer Hatz fast mehr Fremde als Einheimische an

 
18 Aktive bescherten dem närrischen Auditorium einen unterhaltsamen Abend.

Von Matthias Dreisigacker

pfludde_1_klpfludde_2_kl„Än Gag jacht de anere.“ Das haben sich die Lauterpfludde als Verpflichtung auferlegt und diese mit ihrem bunten Abend auch eingelöst. Dass sie ihre Pointen lokal- und vereinspolitisch auch mit großem Kaliber zünden können, haben die Scheibenhardter schon oft bewiesen. Daher überraschte es durchaus, dass das Programm um die großen und kleinen Geschehnisse der Heimat einen all zu großen Bogen schlug. Gute Unterhaltung und ein dankbar begeistertes Publikum gab es bei „Höllisches Vergnügen, himmlisch gut“ im Bürgerhaus aber dennoch.Wenngleich die Lücken an den Tischen doch auffällig waren und ein Ortskundiger bemerkte, dass die Scheibenhardter wohl lieber zu Hause vor dem Fernseher säßen als sich hier gesellig zu treffen: „Es sind ja fast schon mehr Leute aus dem Umland hier als Einheimische. Das sieht man doch schon draußen an den Nummernschildern der Autos. “Auch Pfludde-Vorsitzender Thomas Stephany bedauert die Zurückhaltung: „Das hat sich im Gegensatz zu früher schon sehr verändert. Wir haben aber auch einen harten Kern aus dem Ort, der auf dieses Miteinander Wert legt und jedes Mal dabei ist“, schränkte er die vermutete Fastnachtsmüdigkeit ein wenig ein, ohne auf die Tumulte nach dem bunten Abend im vergangenen Jahr zurückzukommen. Dass diese den rührigen Vorsitzenden allerdings nicht ganz kalt gelassen haben dürften, war dem Abend mit ausschließlich Showprogramm und ohne karnevalistische Würze aber dennoch anzumerken. Mehr als vier Stunden gestalteten die 18 Aktiven eine abwechslungsreiche Hatz durch himmlische Höhen und teuflische Tiefen, die möglicherweise „zu Hause gebliebene Karnevalsmuffel und Blödmänner“ jedenfalls nicht vermissen ließen. Stephanys Einleitung „Jetzt wird geschunkelt“ wurde von einem aufmerksamen Gast sogleich um ein „geschwankt wird später“ sinnig ergänzt. Dies wurde dann tatsächlich getan, wobei mehr aus Heiterkeit denn übergroßem Durst. So bei den herrlichen Urlaubsunfreuden von Ewald und Ani (Thomas Stephany und Udo Jung), den romantisch missratenen Nächten von Engel und Teufel im Ehebett oder den Vampiren Dana und Melina Jung sowie Angelina Stephany. Diese zählen zu den hoffnungsvollen Nachwuchsaktiven der Lauterpfludde, die jetzt langsam herangeführt werden. Solche Jungspunde sind Dieter Wetzel und Sohn Max längst nicht mehr. Erwartbar und ein Jahr vermisst rockten sie mit Gitarre und Akkordeon die Bude: „Schnaps, das war sein letztes Wort“, „Dannstädter Gutselstand“, das „Scheibenhardt-Lied“ und als Zugabe natürlich noch die „B10“-Hymne. Am 21. März tritt Wetzel mit seinem anderen Sohn Lukas als „Father and Son“ übrigens wieder abendfüllend im Bürgerhaus auf. Viel Mühe hatten sich die Aktiven auch bei den aufwendigen Bühnendekorationen und begeisternden Einlagen wie der Schwarzlichtnummer „Straußenshow“ oder dem um Rettung flehenden Bergsteiger auf dem Bienwaldhorn gegeben. Und natürlich wurde auch das Männerballett wieder ein Volltreffer, bei dem die Teufelsrocker zunächst auf Cityrollern einfuhren, um sich nur wenig später Jacken wie Hosen herunterzureißen und einen erotischen Engelsgesang anzustimmen. Der schönste Sound des Abends summte aber von Anfang bis Ende leise im Hintergrund und stammt aus dem Scheibenhardt-Lied: „Scheibenhardt, jeder Tag bei uns ist schön und so soll's auch weitergeh'n“. Es bleibt den Scheibenhardtern jedenfalls sehr zu wünschen, dass sie alsbald wieder zu einem gesunden „Was sich liebt, das neckt sich“ zurückfinden. Denn dieses würde nicht nur das Miteinander im Ort, sondern auch die heimische Fasenacht viel lustiger machen, als sie zum Glück noch immer ist. Das Leben ist ohnehin schon ernst genug.

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Dienstag, den 10. Februar 2015

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