Walkürenritt hinein ins Krampusrund

Scheibenhardt: Feuerspiele locken viele Zuschauer an – Tradition stammt ursprünglich aus dem Alpenland

Die fünfte Krampusshow am Samstag zog geschätzt 400 Zuschauer an. Sie drängten sich um das Rund vor der Feuerwehrgarage. Es war eine gute Idee der Veranstalter, die Arena rund zu machen. Alle hatten so eine viel bessere Sicht auf die wilden Gesellen, die durch die Feuerspiele das Böse vertreiben sollen.
krampus 2015 1 klkrampus 2015 2 klJa, eigentlich gehören die Krampusse ins Alpenland. Doch im fünften Jahr haben es Günter Wagner, Reinhard Guckert und ihre engagierten Helfer vom Musikverein, dem Karnevalsverein, der Feuerwehr, der Gemeinde, den Sponsoren und einer Fangemeinde womöglich schon geschafft, in Scheibenhardt eine neue Tradition zu begründen.Mit dem „Walkürenritt“ eroberten erstmals Hexen die Arena. Tatjana von den Brückenhexen in Maxau „taufte“ vier Woogbachhexen aus Neulußheim. Dazu mussten sich die Vier mit verbundenen Augen gegenseitig einen Schaumkuss füttern und zum Schluss den Mund abwischen. „Uff dem Lumpe wor Farb druff“, verkündete Tatjana schadenfroh. Familie Welte schaute sich die Krampus-Show an „weil wir hier zu Hause sind.“ Tochter Anette findet es schön, dass im Dorf mal was los ist. Mutter Rosemarie fiel positiv auf, dass schon nach dem Kreisel in Hagenbach ein Schild auf die Attraktion von Scheibenhardt hinweist. Vater Benno Welte: „Ich bin der Meinung, obwohl ich hier hergehe, es gehört in die Alpenregion.“                                                                                                                                  

Zu den lokalen Akzenten könnten die Krampusfahrzeuge gehören. Bereits legendär das „Mad Max Mobil“, ein langgezogener Straßenkreuzer mit großen Hörnern an der Vorderseite. Heuer staffierte Günter Wagner erstmals seinen Hako aus und kurvte unter dem Beifall des Publikums um das Rund. Hinten dran war ein Krampus zur Strafe aufgehängt. Das sah beängstigend echt aus, bis Hosenträger, an denen der furchtlose Krampus befestigt war, hervorblitzten. Annika Spelthahn (19) wollte eigentlich zu einem Fußballspiel. Weil das abgesagt wurde, ging sie mit ihrer Mutter zur Feuershow. „Die Musik fand ich voll schön, aber was das mit den komischen Hexen auf sich hat, war mir noch net so klar.“ Die 17-jährige Meike Banz kam extra wegen der Krampusse aus Minfeld und es gefiel ihr gut, „bis auf die lange Pause“.

Musikalisch begeisterten die Guggenmusiker „Albgoischder“ aus Hagenbach das Publikum. Posaunist Jens Naumann: „Ich kannte das vorher noch nicht und finde es gut.“ Zu den insgesamt 50 Mitwirkenden zählten ebenfalls die „Midnight Devils“ aus Karlsruhe. Michael Bügel und seine Feuerwehrkameraden passten auf, „dass nichts anbrennt.“ Sie kümmern sich hauptsächlich um die Sicherheit der vielen Gäste. Die Feuerspiele sind von den Veranstaltern bis ins Letzte durchdacht und geprüft, versicherte der Moderator des Spektakels, Patrick Heid. So werde beispielsweise für den Feuerkreis sogenanntes Fakirbenzin verwendet.

Erstmals in diesem Jahr durfte das Publikum einer Krampusgeburt beiwohnen. Der Nachwuchs schlüpfte mit Fell und Hörnchen aus einem Stein und hieß Jule und Berni. Auch das Geheimnis, wie die Krampusse nach Scheibenhardt gekommen sind wurde gelüftet: „Mit dem Boot die Lauter rauf.“

David (10) aus Kandel hat die Show schon letztes Jahr gefallen, deshalb kam er mit seinen Eltern wieder. Familie Meyer aus Kandel gehört zu den treuen Fans. „Dass Günter Wagner mit seinem Freund das ganze Jahr arbeitet, diese wunderbaren Masken schnitzt und sich die Show überlegt, da steckt er mit seiner ganzen Truppe viel Herzblut rein“, sagt Mutter Meyer.

Der Höhepunkt der Krampusshow ist, dass die „bösen“ Kinder gefangen und ein Jahr lang festgehalten werden. Diese jüngsten Mitwirkenden hatten keine Angst vor den wilden Gesellen. Andere Besucher hingegen tauchten schon mal hinter die sichere Bandenwerbung ab, wenn es ihnen zu wild wurde. (mlhd)

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Montag, den 30. November 2015

Den Originalbericht finden Sie hier.