Krampusse gehen am Krückstock

Scheibenhardt: Vorerst letzte Veranstaltung mit 45 Teilnehmer auf dem Sportplatz – Genehmigung für Lasershow in letzter Minute

Wild mit den Hufen scharren, lautstark die Hörner aneinander schlagen und natürlich wie verrückt Brüllen. Ein ganzes Jahr lang waren die schaurigen Krampusse weggesperrt, am Samstag durften sie endlich wieder hinaus – und sorgten für Schrecken und Schauer auf dem Festplatz in Scheibenhardt.
kr 2016 rp 1 kl                kr 2016 rp 2 kl                 kr 2016 rp 3 kl
Ein bisschen im die Jahre gekommen sind die Schreckgestalten, die ursprünglich aus Österreich stammen, mit ihren Rollatoren, Gehhilfen und Krückstöcken. Mit böse-funkelnden Augen in den filigran geschnitzten Holzmasken und schallenden Glocken an den pelzigen Gewändern humpeln sie durch die Arena und werden von niemand geringerem als Gevatter Tod persönlich – stilecht mit brennender Sense – angeführt. Insgesamt 45 Akteure aus Scheibenhardt und Umgebung, unterstützt von Gruppen aus Karlsruhe, Neulußheim und Maximiliansau verwandeln den Platz in eine qualmende Kulisse. An allen Ecken und Enden brennen Feuerwerke, Bengalos und Fackeln. Passende Musik a là „Spiel mir’ das Lied vom Tod“ über Rammstein und keltische Klänge untermalen die Szenerie. Zum ersten Mal zucken rote Punkte, grüne Blitze und bunte Formationen durch den Nachthimmel und über die naheliegenden Häuserfassaden. Denn eine Lasershow, die Genehmigung dafür aufgrund der Nähe zum Baden-Airpark kam in letzter Minute, ergänzt die Vorführung des Senioren-Krampus-Trupps. Der wird zunehmend munter und schüttelt das Alter von sich ab. Die Krampusse reiten mal auf einem römischen Streitwagen hinein, lassen mit einem lauten Knall bedrohlich ihre Peitschen schwingen und knien ehrfürchtig vor ihrem Anführer, der theatralisch einem schwarzen Sarg entsteigt. Die unheimlichen Helfershelfer springen wie wild geworden gegen die Absperrungen, greifen immer wieder nach den Zuschauern und den vielfach gezückten Smartphones. Während ein Krampus auf einem Weinfass herein gefahren wird, zuckt ein an anderer über einem Feuer, auf dem er „gebraten“ wird. Grade noch rechtzeitig kann er der Streckbank entfliehen und sich dem wild gewordenen Trupp wieder anschließen.Das eigentliche Ziel der Maskenträger sind jedoch die „bösen“ Kinder, um die sich der traditionelle Brauch dreht. Die im letzten Jahr gefangenen werden frei gelassen und neue dafür zusammen getrieben. Wobei viele Jungen und Mädchen sich gar freiwillig fangen und in den Holzkäfig sperren lassen – so böse sind die Krampusse dann offenbar doch nicht. Nach der „Apokalypse“ mit viel Nebel, Feuer und Laseruntermalung werden die Kinder aus der Arena gefahren. „Mal eine Pause für die Eltern“, freut sich ein Mann im Publikum, das das Spektakel überwiegend begeistert verfolgt und sich von technischen Pannen und Unterbrechungen des Ablaufs nicht die Stimmung verderben lässt. Schade, dass es die vorerst letzte Veranstaltung dieser Art ist, sagen die Besucher am Ende der rund zweistündigen Show. bja
 
Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Montag, den 28. November 2016
 
Den Originalbeitrag finden Sie hier