Zur Sache: Freudenfest auf der Lauterbrücke

wahl2017fr klAuf der Lauterbrücke zwischen Scheibenhardt und dem elsässischen Scheibenhard ist am Sonntagabend das Ergebnis der französischen Präsidentschaftswahl gefeiert worden. Trotz Regens versammelten sich über 20 Menschen von beiden Seiten der Lauter. „Europa liegt uns am Herzen“, erklärte Francis Joerger, Bürgermeister von Scheibenhard. Bis kurz nach 20 Uhr war er im Rathaus seiner Gemeinde, wo die Stimmauszählung stattfand. Über Frankreich habe ein „großes Gewitter“ gedroht, das zum Glück abgezogen sei, so Joerger. Gemeinsam mit seinem deutschen Amtskollegen Edwin Diesel aus Scheibenhardt hat er zum Umtrunk auf der Lauterbrücke, die die beiden Orte verbindet, aufgerufen. „Wir gehören zusammen“, beschwört der Bürgermeister. Bei einem gemeinsamen Seniorennachmittag wurde zum ersten Mal locker darüber gesprochen, dass gefeiert werden soll, wenn ein EU-freundlicher Kandidat gewinnt. „Dann stoßen wir mit Champagner an – so hatten wir es ausgemacht“, erklärte Diesel. Fabienne Buhl vom Gemeinderat in Scheibenhard betonte die enge Verzahnung der beiden Orte und Regionen. Auch ob das traditionelle Brückenfest weiter hätte stattfinden können, wäre Marine Le Pen erfolgreich aus der Wahl hervorgegangen und es würde wieder eine richtige Grenze geben, sei fraglich. Das Fest wird von den beiden Orten gemeinsam veranstaltet und findet das nächste Mal am 10. und 11. Juni statt. „Das wäre eine Katastrophe gewesen“, kommentiert Peter Benz aus Scheibenhardt die Situation, wäre Marine Le Pen neue Präsidentin geworden. Es sei nicht auszudenken, wenn auf der Brücke wieder ein Grenzbaum wäre oder die Menschen in der Region wieder mit zwei Geldbeuteln umherlaufen müssten. „Die Gefahr war da“, erklärte Pfarrer Gilbert Greiner, der mit seiner Frau Sabine zur Brücke gekommen ist. Für den Pfarrer, der grenzüberschreitend tätig ist, würde die Wiedereinführung von Grenzkontrollen einen enormen Aufwand bei seiner Arbeit bedeuten. „Wenn wir Europa wollen, müssen wir für Europa mündig sein“, forderte der Pfarrer ein stärkeres Engagement gegen Europa-Kritiker. Mit einer Europaflagge um den Hals und einem Lächeln im Gesicht ist Jean-Claude Fischer aus Scheibenhard auf die Brücke gekommen. Die Verkündung des Wahlergebnisses hat er in der Mehrzweckhalle verfolgt. Die Stimmung im Saal sei „eher fröhlich“ gewesen, so seine Beschreibung. Er selbst ist begeistert: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so deutlich ausfällt.“Für Bürgermeister Joerger könnte die Wahl ein neuer Ruck für die Gemeinschaft bedeuten, an der jedoch beide Seiten weiter hart arbeiten müssen. So seien die unterschiedlichen Sprachen ein Problem. Gerade auf der deutschen Seite können viele Menschen die Sprache des Nachbarn nicht. Hier erhofft er sich eine Verbesserung. mb
 
Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Dienstag, den 09. Mai 2017