Jugendliche fordern größeren Jugendraum

Demonstration während Radrennen – Protest-Flugblatt gegen den Bürgermeister findet kaum Abnehmer

Von Fritz Hock

jugendliche fordern groesseren jugendraum klScheibenhardt. Es war was los am Freitag in der diesseits der Lauter idyllisch gelegenen Grenzgemeinde. Aus ganz Deutschland und einigen Nachbarländern sind Menschen mit Pkw oder Wohnmobilen angereist, deren Kinder ein Zeitfahren in Scheibenhardt absolvieren wollen (wir berichteten am Samstag im Sportteil). Die Teams treffen sich auf Freiflächen zur Vorbereitung. Entlang der Strecke gilt während des Rennens ein absolutes Halteverbot. Schon das regt einige Bürger auf, die sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Zum 4. Mal ist Scheibenhardt Gastgeber dieses Rennens, das vom Radsportverband Südpfalz ausgerichtet ist.

Aber nicht weit weg von der Stelle, wo die jungen Radsportler ihr Zeitfahren beginnen, hat sich kurz vor 16 Uhr eine kleine Gruppe von Demonstranten eingefunden. Jungen und Mädchen sind dabei, auch einige Erwachsene, alles in allem 12 bis 15 Menschen. Eigentlich war für die Demonstration unter dem Motto „Friday for Future – Freitagsdemo für die Zukunft unserer Kinder und Dörfer!“ ein Standort weiter weg vom Start vorgesehen. „Aber da hätte uns ja niemand mehr gesehen“, sagt Organisator Markus Theobald. So werden die Demonstranten gesehen, müssen aber auch mit den Durchsagen aus dem ganz in der Nähe aufgestellten Lautsprecher leben, der die Zuschauer an der Strecke auf dem Laufenden hält. Durchsagen der Demonstranten können dagegen nicht ankommen. So muss die Polizei einschreiten. Zwei Beamte verschaffen sich einen Überblick, sprechen mit der einen und mit der anderen Seite. Die Demonstranten haben Transparente angefertigt: „Kind (ortsgebunden) sucht Spielplatz!“ steht auf einem und „...wenn die Jugend geht ... was bleibt?“ oder „Jugend braucht Raum“. Es geht also um Wünsche von Jugendlichen. Sie kommen, so sieht es Theobald, in Scheibenhardt zu kurz. Vorwürfe an Bürgermeister DieselDie Vorwürfe, vor allem an die Adresse von Ortsbürgermeister Edwin Diesel, sind auf einem DIN-A-4 Blatt zusammengefasst, das am Freitag verteilt werden soll. Unter anderem geht es um Lampen beim neuen Multifunktionsgebäude und verärgerte Sponsoren. Doch es gibt nur wenige Abnehmer. Die Front der Ablehnung ist groß, wie man entlang der Rennstrecke immer wieder zu hören bekommt. Vor allem Menschen, die zugezogen sind, halten die Vorwürfe der Gruppe um Theobald für nicht angebracht. Ganz im Gegenteil: Sie loben, was in Scheibenhardt von Vereinen und Gemeinde alles gemacht wird. Wer will, könne sich einbringen und manches erreichen. „Wir wohnen nun seit 42 Jahren hier, aber schöner kann es andernorts kaum sein“, sagt eine Frau, die ihren fränkischen Dialekt noch nicht ganz abgelegt hat und für die Demo überhaupt kein Verständnis hat. Wo sonst legt ein Ortsbürgermeister noch so mit Hand an, ist immer wieder zu hören. Auch die „RHEINPFALZ“ wird in die Pflicht genommen. Einige befürchten, dass sie einem „Querulanten“ jetzt die große Plattform bietet. Die Angriffe auf Bürgermeister Diesel seien geschmacklos, wird gesagt und den Jugendlichen wird auch vorgehalten, sich vom notorischen „Diesel-Gegner“ Theobald manipulieren zu lassen. Diesen Vorwurf weist im Gespräch der 13-jährige Gymnasiast Samuel entschieden zurück. Er sagt, dass fast alle Jugendlichen, die zur Demonstration gekommen seien, auch Mitglied in der Jugendfeuerwehr seien. Sie hätten Wünsche, auf die man in Scheibenhardt bisher nicht eingegangen sei. Etwa einen eigenen und größeren Jugendraum oder brauchbare Geräte auf dem Spielplatz. „Theobald könnte sich beteiligen“ Einen Raum für die Jugend gibt es im Multifunktionsgebäude am Festplatz. Den zeigt uns Beigeordneter Thomas Ehl zusammen mit Bürgermeister Diesel. Noch sei nicht alles fertig, aber demnächst könne er unter Aufsicht der Jugendpflege genutzt werden. Für größere Veranstaltungen können die Jugendlichen weitere Räume der Gemeinde nutzen, so Ehl. Ehl weist auch weitere Vorwürfe zurück und bedauert, dass Theobald sich nicht aktiv beteilige. „Er hätte ja für den Ortsgemeinderat oder als Ortsbürgermeister kandidieren können“, wird immer wieder ins Gespräch gebracht. Diesel verteidigt die Entscheidung zugunsten der Radsportveranstaltung. Sie sei ein Erfolg für das Dorf. Rats- und Vereinsmitglieder übernehmen gemeinsam die Bewirtung, der Gewinn werde Scheibenhardt zugute kommen. Man könne es aber wirklich nicht allen Menschen recht machen, meint der langjährige Bürgermeister. Für die seit längerer Zeit schon kursierenden Vorhaltungen von Theobald habe er jedoch kein Verständnis. Kurz nach 17 Uhr wird die Demo abgemeldet. Die Zeit ist um. Die beiden Polizeibeamten hatten bis dahin mehrere verbale Auseinandersetzungen zu bearbeiten.

 

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Dienstag, den 09. Juli 2019