Freundschaft über Grenzen
Selina Walter und Delphine Winter sind seit vielen Jahren beste Freunde. Obwohl die Beiden im gleichen Alter und nicht weit voneinander aufgewachsen sind, haben sie sich erst im Alter von 18 Jahren kennengelernt. Während Selina im deutschen Scheibenhardt aufwuchs, kommt Delphine aus dem französischen Scheibenhard. Die Grenze hatte für sie bislang keine Bedeutung.
Scheibenhardt/Scheidenhard. „Ich finde es sehr schade, dass es bei uns früher keinen engeren Austausch gab, zum Beispiel schon im Kindergarten“, findet Selina und Delphine pflichtet bei. Vielleicht hätten sie sich dann schon früher kennengelernt. Einen Grund, dass Scheibenhard(t) für viele Bewohner nicht als ein gemeinsames Dorf gesehen wird, liegt für die jungen Frauen an der Sprache. „Bei uns war Deutsch ein Pflichtfach in der Grundschule“, erklärt Winter. In der Pfalz gab es dies mit Französisch nicht, bedauert Walter. „Wir haben im Kindergarten und in der Grundschule natürlich mal Lieder auf französisch gesungen, viel mehr gab es aber nicht.“ „Daheim haben wir Elsässisch gesprochen“, erklärt Winter. In der Schule wurde Französisch gesprochen und gelernt, doch daheim wurde sie „gezwungen“, Elsässisch zu reden. Darüber ist sie sehr froh. Heute spricht sie akzentfreies Deutsch. Die Zweisprachigkeit bringt ihr Vorteile in der Arbeit in einer Personalabteilung. Selina versteht zwar einiges in der Sprache der Nachbarn – „Sprechen geht aber leider gar nicht.“ Kennengelernt haben sich die Beiden dann mit 18 Jahren durch den damaligen Freund von Delphine, der Selinas Cousin ist. Gemeinsam wurde so manche Party gefeiert. Auf deutscher Seite ging es in die Discos, auf französischer auf tolle Ortsfeste. Und natürlich gab es viele Besuche mal links und mal rechts der Lauter. Einfach das Land zu wechseln war nie eine große Sache, über die sich die Freundinnen große Gedanken machten. Doch dann kamen die Corona-Verordnungen. „Ich fand es total suspekt, das zu sehen“, spricht Walter über die Grenzkontrollen. Ortsfremde Polizeibeamte haben Dienst geschoben. „Auch wenn ich nicht so oft rüberfahre, es hat trotzdem eingeschränkt.“ Delphine erzählt von den Umwegen, die die Pendler machen mussten, um zur Arbeit zu kommen. „Es hat auch der Freundschaft zwischen den Ländern geschadet.“ Schlimm finden Beide, dass es Anfeindungen gab, wenn Franzosen in Deutschland erkannt wurden. „Die Polizei wurde angerufen, sobald französische Autos auf dem Supermarktparkplatz standen, „das ist doch nicht normal und hat mit EU nichts zu tun“, findet Delphine.
Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Mittwoch, den 15. Juli 2020