Mainz hält an Bienwald-Radweg fest

Die Pläne für einen Bienwald-Radweg entlang der Landesstraße 545 parallel zur deutsch-französischen Grenze geraten immer mehr unter Beschuss. Nach der BI Bienwald schlagen auch Radfahrer und Umweltschützer Alternativen vor. Zudem basiert die Planung auf falschen Zahlen. Eine Entscheidung wird wohl vor Gericht fallen.

Von Andreas Lapos

Scheibenhardt/Steinfeld. Der 10,6 Kilometer lange Bienwald-Radweg soll 4,35 Millionen Euro kosten. Er führt von Steinfeld nach Scheibenhardt und wird in Bienwaldmühle unterbrochen. Für ihn würde neben der L 545 eine 10 Meter tiefe Schneise in den Wald geschlagen. Vor der Bienwaldmühle müssten die Radfahrer auf die Straße wechseln. Die BI Bienwald schlug als Alternative eine Trasse über Forstwege im Bienwald vor (wir berichteten).

Mainz hält an Radweg festDer BUND schließt sich dem Vorschlag der BI Bienwald an. Er fordert, die vorgesehenen 4,35 Millionen Euro stattdessen in die marode K 23 zu investieren. Diese Kreisstraße durchquert von Vollmersweiler den Bienwald über das Weiße Kreuz und mündet zwischen Bienwaldmühle und Scheibenhardt in die L 545. Zudem solle mit der Summe eine Radquerung über die B 9 zwischen Büchelberg und Kandel als Verbindung nach Wörth geschaffen werden. Dies vielleicht in Form eines Tunnels, wie es ihn bereits zwischen Büchelberg und Neulauterburg gibt.

Beides sei aus Gründen der Zuständigkeiten nicht möglich, weist das Mainzer Verkehrsministerium die Vorschläge des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) zurück. Über eine Sanierung der K 23 entscheide der Kreis Germersheim, das Land könne danach allenfalls prüfen, ob ein solches Vorhaben die üblichen Kriterien für eine Förderung erfüllt. Und für Bauvorhaben in Verbindung mit Bundesstraßen sei der Bund „grundsätzlich als Baulastträger der Entscheidungsträger“.

Der Allgemeine-Deutsche-Fahrradclub ADFC Germersheim fordert, die L 545 zwischen Scheibenhardt und Steinfeld als Fahrradstraße auszuweisen, auf der nur noch Anwohner und Rettungskräfte mit dem Auto fahren dürfen. Ausflugsverkehr mit dem Auto will der ADFC allenfalls aus Richtung Scheibenhardt zulassen.

 

Zu spät, sagt das Mainzer Verkehrsministerium zu diesem Vorschlag. Es verweist darauf, dass die Planung mit den Planfeststellungsbeschlüssen für beide Bauabschnitte bereits abgeschlossen sei. Im Planfeststellungsverfahren wurden Vorschläge und Einwendungen verschiedener Interessengruppen abgewogen. Die BI Bienwald habe gegen die Beschlüsse geklagt, nun müsse die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts abgewartet werden.

Erklären konnte das Mainzer Verkehrsministerium, warum den über 20 Jahre laufenden Planungen des Bienwald-Radwegs ein Verkehrsaufkommen zugrunde liegt, das die aktuellen Zahlen um ein Mehrfaches übersteigt. Planer arbeiten die ganze Zeit über mit dem Wert aus der Bundesverkehrszählung 2005: 1295 Autos in 24 Stunden – das wäre knapp ein Auto pro Minute, Tag und Nacht. Der Verkehrsstärkenatlas Rheinland-Pfalz weist dagegen für die L 545 lediglich 471 Autos in 24 Stunden aus. „Hier wurde mit neuer Technik/Methodik per Leitpfostenzählgeräten über 7 Tage gezählt“, so das Verkehrsministerium. Wichtig ist dieser Unterschied, weil der Bau des Radwegs alleine mit der Unfallgefahr begründet wird, die von den Autos für die Radfahrer ausgeht. Und die hängt stark von der Verkehrsdichte ab.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 12.04.2021