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Leserbrief zum Thema Schülertransport

„Eltern beurteilen die Lage anders“

Zur geplanten Änderung am Schultransport zwischen Scheibenhardt und Wörth.Die bisher gegebenen Antworten auf die in Berg aufgeworfenen Fragen zeigen zweierlei: Erstens, dass die Bedenken der Eltern gehört wurden und zweitens, dass man nicht bereit ist, die erheblichen Mängel des Konzeptes anzuerkennen, sonst hätte man die Idee bereits über Bord gekippt. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Beteiligten fest entschlossen sind, die Schüler auf die Schiene zu zwingen. Mit Wegfall der Bushaltestelle am Bahnhof Hagenbach wird dies offenbar, denn das wurde nur gemacht, um einen Umstieg von Zug zurück in den Bus zu vereiteln. Vier Minuten Umsteigezeit und dann direkt vors Schultor gefahren zu werden: Das wäre schon eine Versuchung gewesen!

 

Der gestrige Abend hat bewiesen, dass seitens der handelnden Akteure ein ganz anderes, verstecktes Ziel verfolgt wird: Die Parallelität von Bus- und schienengebundenen Verkehr soll aufgelöst werden, der oft gähnend leere Zug soll eine bessere Daseinsberechtigung erhalten. Da kommen doch 180 Kinder gerade recht.

Da den Kindern laut Gesetz (O-Ton Landrat Brechtel) ein bis zu vier Kilometer langer Fußweg zur Schule zugemutet werden kann – in Malawi vielleicht, aber doch nicht hier! – können wir bald die nächste Stufe erwarten: Die Zubringerbusse entfallen dann ganz, außer für die Scheibenhardter, weil in Neuburg wohl kaum ein Haus weiter als vier Kilometer vom Bahnhof entfernt ist. Wieder was gespart!

Wirklich schlimm finde ich die Rechenspiele von Herrn Heilmann, der auch in Neuburg nicht mit ausreichendem Zahlenmaterial aufwarten konnte. Jedenfalls hat er behauptet, die Kostenersparnis von 20.000 Euro, die auch dem Landrat inzwischen wichtiger geworden zu sein scheint, würde trotz geändertem Prozedere erhalten bleiben. Nichts ist leichter, als dies zu widerlegen:

1. Es werden zwei Zubringerbusse eingesetzt anstatt einem (wegen der Bahnschranke am Berger Bahnhof): das bedeutet für jeden der Busse eine zusätzlich anzurechnende Leerfahrt. Sagen wir mal je 15 Minuten Fahrzeit, Betriebsmittel und Lohn für den Fahrer. Macht im Jahr etwa 2.500 Euro, zaghaft geschätzt.

2. Es wird ein Zugbegleiter eingesetzt (um die Sache machbar zu gestalten): Das ist laut Herrn Heilmann ein „Eh-da“-Mitarbeiter, der von woanders abgezogen wird und dann dort fehlt. Nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen muss er selbstverständlich kalkuliert werden (auch wenn er eh da ist), mit einem Vollkostensatz von mindestens 80.000 Euro pro Jahr. Da komme ich dann auf ca. 10.000 Euro.

3. Der Schulbeginn wird mal eben um 5 Minuten verschoben, damit die Fußwegstrecke in Wörth machbar wird. Damit müssen alle anderen Buslinien mitverschoben werden (Anfahrt wie Abfahrt), aus der ganzen Region, einschließlich der Anschlusszüge in Kandel und sonst wo. Der Verwaltungsaufwand für Berechnung und Umstellung ist mit Sicherheit kein Pappenstiel und muss kostenmäßig auf ein paar Jahre verteilt werden (bevor die nächste Umstellung kommt). Da kann ich nur schätzen, aber einige tausend Euro pro Jahr werden gewiss zu Buche schlagen.

4. Jetzt sind von den 20.000 Euro noch etwa 5.000 Euro übrig. Der bisher aufgelaufene Verwaltungsaufwand ist da noch nicht berücksichtigt.
Unter dem Strich dürfte die wahre Ersparnis ungefähr da liegen, wie ein (theoretischer) Busverkehr zwischen der Haltestelle Mozartstraße und der Schulstraße zwischen dem EG und dem IGS kosten würde.

Spätestens jetzt wird deutlich, dass die Geschichte auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden soll: Die Kinder sollen laufen, dann sparen wir Geld! Wenn der Trend weitergeht, dann können bald die nächsten Buslinien entfallen.

Natürlich werden einige Eltern nun ihre Kinder mit dem Auto zur Schule kutschieren (und da geht es jetzt schon „beengt“ zu). Das ist unter keinem Aspekt (Volkswirtschaft, Umwelt, Sicherheit an der Schule, Belegung der öffentlichen Transportmittel) wünschenswert.

Man kann die Kreisverwaltung nur dringend ermahnen, dem Willen der Eltern und Kinder den Vorzug zu geben vor der erneut unausgegorenen Planung Dritter. Dass die Aspekte Sicherheit und Komfort von Eltern und Kindern grundsätzlich anders beurteilt werden, dürfte klar geworden sein. Also gibt es kein Argument mehr, außer man unterstellt uns Eltern und Kindern mangelnde Urteilsfähigkeit.

Dietlev Bartels, Lauterbourg

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Dienstag, den 21. Oktober 2014