Statt Neubau: „Radweg in den Wald legen“

Für 5 Millionen Euro will die Landesregierung einen Radweg zwischen Scheibenhardt und Steinfeld bauen. Entlang der Straße sollen dafür auf 7 Meter Breite die Bäume gefällt werden. Die BI Bienwald schlägt eine Alternative vor, die zudem viel günstiger wäre.

Von Andreas Lapos

Statt Neubau Radweg in den Wald legenScheibenhardt. Fast 6 Hektar Wald müssten für den Bienwald-Radweg gefällt werden, wenn er wie von der Mainzer Landesregierung geplant entlang der L 454 zwischen Scheibenhardt und Steinfeld gebaut würde. Diese Rechnung macht Benno Seebohm auf. Er ist Vorstand der Bürgerinitiative (BI) Bienwald.

Seebohm hat weitere Zahlen und Argumente parat: Auf 8 Kilometer würde nach Radweg-Plänen der Landesregierung eine 7 Meter breite Schneise zusätzlich geschlagen. Die Trasse würde damit doppelt so breit und biete Unwettern eine offene Angriffsfläche. Zudem würde der Waldinnenraum freigelegt, was die Austrocknung beschleunige. „Angesichts des in den letzten drei Sommern für jeden erkennbaren Klimawandels ist dies absolut unverständlich“, so Seebohm. Aber auch für Radfahrer werde der geplante Radweg kein Vergnügen sein, so Seebohm weiter: Er liege ohne Schatten direkt neben einer Landstraße, die gemeinsame Nutzung mit Fußgängern – oft mit Kindern oder Hunden – berge ständige Unruhe und sei unfallträchtig. Alte Forststraßen ausbauenDie Alternative liegt für Seebohm auf der Hand: das engmaschige Netz von Waldwegen im Bienwald kann genutzt werden. Die Wege sind insgesamt etwa 30 Kilometer lang, verlaufen überwiegend in Nord-Süd- oder Ost-West-Richtung – und das in Abständen von nur 100 bis 500 Metern. Hinzu kommt: „Die alten Forststraßen sind mit stabilen, geschotterten Tragschichten gebaut, waren für schwere Fahrzeuge vorgesehen und sind mit 2,5 bis 3 Meter breit genug“, sagt Seebohm. Der Aufwand für ihre Umgestaltung zu einem Radweg sei nicht groß. Das Ergebnis: „Die Radfahrer hätte eine eigene Trasse und könnten beschattet im Wald fahren und diesen besser kennenlernen“, so Seebohm. Mit Tafeln könnte beispielsweise auf das Naturschutzprojekt hingewiesen werden. Da die Wanderwege den Fußgängern vorbehalten bleiben, werde mit einem Radweg auf alten Forststraßen auch die Unfallgefahr reduziert, lautet ein weiteres Argument. Und: „Die Herstellungskosten wären wesentlich geringer als bei der jetzt vorgesehenen Neubau-Lösung“, so Seebohm.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 30.12.2020